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ganz vernünftig. Die wunderschönen Blumen fand ich auch [dort] hier und sind sie wirklich prachtvoll, ich sehe sie mir an und denke an Dich und male mir aus, wie ich sie zu Deinem Empfang arrangiren werde, denn so lange bleiben sie eingepackt Tausend Dank, Du liebster, bester Mann! Auch eine Einladung von der Frau Kipp fand ich für gestern Nachmittag nach Uhlichs Halle, wo sie dem Concordia Damenchor einen großen Kaffee, als Präsidentin gab. Es war eine prachtvolle Tafel gedeckt für gewiß [s] 120 Damen und soviel waren auch anwesend. Alle waren sehr liebenswürdig gegen mich und thut mir das sehr wohl, jetzt wo ich so allein bin. Ich habe eben ein ganz anderes Temperament wie Du und brauche menschliche Gesellschaft, sonst werde ich ganz verrückt. Ich möchte meine Gedanken so viel wie möglich betäuben und muß in fortwährender Aufregung sein, um meine innere Unruhe Deinetwegen zu betäuben. Otto Sommer hat mir prachtvollen St. Louiser Spargel geschickt, die Frau Eberlein war hier in meiner Abwesenheit, mich für Samstag zu Tische zu laden und der Herr Hacke, um mit mir in die Ausstellung zu gehen. Was nutzt mich aber dies Alles ohne Dich! Jetzt schwimmst Du schon den dritten Tag und ist es hier 9 Uhr früh, also ungefähr 1/2 11 bei Dir und gewiß auch trübe, denn auf hoher See ist es selten hell, selbst mitten im Sommer. Ich bin so neugierig auf Deine Schiffsgesellschaft und Alles und muß mich doch so lange gedulden, ehe ich davon erfahre. Ich schicke diese Briefe alle nach Dessau und werde dies auch ferner thun und sie können Dir nach Karlsbad oder sonst wohin von dort nachgeschickt werden, denn ehe ich Deine Adresse erfahre, vergeht viel zu lange Zeit.