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Am 5ten Mai waren wir in einer Abendunterhaltung der Germania u. Concordia, wo wir uns recht gut amüsirt haben und bis gegen 2 Uhr blieben, dann aber nach Hause fahren mußten, da Grete etwas zuviel Champagner getrunken hatte. Ein großer Fehler war es, daß der Wirth sich nicht auf ein Abendessen eingerichtet hatte und wir die ganze Zeit hungern mußten, nicht minder unangenehm war mir, dort die Bekanntschaft eines Herrn zu machen, der mich wie mein Schatten überall verfolgte, unausstehlich liebenswürdig war und uns nun durchaus besuchen und mit uns in das Theater gehen will. Ich bin natürlich, sobald er kommt, nicht zu Hause, wie ich überhaupt jede Annäherung zurückweise und vor jeder näheren Bekanntschaft fliehe, da ich, wie Raster immer sagt, genau wieder so abgeliefert werden muß, wie ich übergeben worden bin. - - Von Fränkelchens Hochzeit haben wir noch immer keinen Bericht und platzen bald vor Neugierde. Von Dir, mein liebes Muttchen haben wir jetzt drei volle Wochen keine Nachricht und sehen wir mit Sehnsucht dem nächsten Brief entgegen.

[text on top of page, written upside down:] Dich, liebe Mathilde, bitte ich diesen Brief auch für Dich mit zu betrachten, da ich jetzt zu viel zu thun habe, um besonders zu schreiben und Alles berichtet habe, was ich weiß. - Mit vielen, vielen Grüßen, Eure Gertrud. [/text on top of page, written upside down]