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Ein Märchen.

Fern im Süden an einer stillen Meeresbucht, in deren blauen Gewässern sich stämmige Waldriesen spiegelten, standen drei hohe, phantastisch gestaltete Felsen.

An den stolz erhabenen, mit Moos bedeckten Häuptern, sah man, daß die Gesellen sich ihrer Würde wohl bewußt waren. Das nahm auch nicht Wunder, denn sie waren die einzigen ihrer Art in der ganzen Umgegend, keine anderen reichten an ihre Höhe heran oder wiesen solche Eigenart auf.

Täglich bewunderten sie ihr Spiegelbild in der Tiefe, freuten sich der kosenden Wellen, die ihre Füße benetzten und der Zephyrlüfte, die ihre Scheitel umfächelten.

Eines Tages was das Wasser ausnehmend klar und durchsichtig - so klar, daß man bis auf den Grund des Meeres blicken konnte. Und was die drei dort schauten, machte ihre steinernen Herzen erbeben. Eine neue Welt wurde ihnen offenbar, eine Welt voll ungeahnter Kraft und Schönheit. Korallene Paläste, Wälder in Regenbogenfarben, schimmernde Algen und andere Meerespflanzen, bunte Muscheln lagen umher, nie gesehene Gestalten schwammen herum, Nixen mit ihren unergründlichen Augen und weißen Armen, die leckend? hinauf winkten, thaten es ihnen an.

Doch lange dauerte die Vision nicht. Das Meer wurde bewegt und Sturmwellen schlugen bis an die Brust der Neugierigen hinauf. Und horch, was raunten ihnen diese in die Ohren? Sie erzählten von all' den Wundern in der Tiefe, und die Felsen hörten andächtig zu. Mit jedem Tage wurden die Stimmen leidenschaftlicher, immer stürmischer schlugen die Wogen an den Riffen empor, und immer inniger umschlagen sie die widerstrebenden Gesellen, immer verlockender wurde ihr Ziehen, mit ihnen hinabzusteigen in die Tiefe, das Wunderbare selbst zu schauen. Doch wer einmal in Nixenaugen geschaut, der kann nicht wieder entrinnen, ein Zauber hält ihn gefangen; das wußten die drei und widerstanden hartnäckig der