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Chicago, Donnerstag 21. Juli 1881

6) 1881

Meine herzliebste Grethe

Früher, als ich es hätte erwarten dürfen habe ich heute Nachmittag 4 Uhr Dein hochwillkommenes und sehnlichst erwartetes Telegramm mit dem Wort red erhalten. Vielleicht hast Du nur red, statt pink oder gar blue telegraphirt, um mich nicht zu ängstigen, allein ich hoffe doch, daß es der Wahrheit Nähe kommt. Denn Eure Fahrt muß ja eine überaus günstige gewesen sein, der Schnelligkeit nach zu urtheilen. Es ist mir wie ein Traum, daß Du 14 Tage nachdem wir auf dem Fulton = Markt crebs? und Kirschen gegessen, schon auf deutschem Boden gestanden hast. Denn Du müßt heute noch bei guter Zeit in Bremen angelangt sein. Schreibe mir doch, wenn Du Dich noch daran erinnerst, die genaue Zeit, wann Du das Telegramm aufgegeben hast; als ich es hier erhielt, war es in Bremen ungefähr 9 1/2 Uhr Abends. Du hättest Dir übrigens die Bezeichnung Illinois Staats Zeitung sparen können; das sind drei Worte ($1.80) weggeworfenes Geld. Ich habe hier auf dem Telegraphenamte meinen Namen und Adresse einschreiben lassen, wie es alle mit Europa in Verbindung stehenden Häuser thun, deren ganze Adresse mit einem einzigen Wort bezeichnet wird. Also künftig einfach: Raster. Chicago. Vom 1. August ab tritt auch endlich die Herabsetzung der Gebühren auf 25 Cents das Wort ein, so daß man es nachher bedeutend billiger hat.

top of page; written upside down: Hast Du die gedruckte Passagierliste der "Oder" gesehen? Da stehst Du "und child" (leider, - son wäre hübscher gewesen) obenan; immerhin eine kleine Anständigkeit, die lobenswerth ist! - Neugierig bin ich auf das verdutzte Gesicht, welches Deine Mutter gemacht haben wird, als Du so hereinschneitest /top of page; written upside down