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Wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse eintreten, gedenke ich übermorgen (Mittwoch) Mittag nach Augsburg und von da, nach einem Aufenthalte von wenigen Stunden, am Abend weiter nach Stuttgart zu reisen, wo ich im Hotel Marquart zu logiren beabsichtige. Von Donnerstag früh bis Freitag Abend würden mich dort Briefe treffen. Oder, sie könnten auch per Addr. des amerikanischen Consuls Emil Klamprecht geschickt werden, der sie mir nach meiner Abreise nachschicken kann. - Am Sonnabend, oder Sonntag nach Heidelberg, dann nach Frankfurt, Wiesbaden, vielleicht Neuwied, Köln, Cassel, Eisenach, Weimar über Halle nach Dessau.

Deine freundlichen Trostesworte in Betreff des Ausbleibens von Briefen aus meiner Heimath müssen einstweilen, so gut es eben gehen will, mein Gemüth aufrecht erhalten, wenn sie auch meine Überzeugung, daß irgend ein Unheil geschehen ist, nicht zu erschüttern vermögen. Daß Mathilde, ohne schwer krank zu sein, drei Wochen lang nicht schreiben sollte, ist mir undenkbar und verloren gehen Briefe nicht so leicht. Doch ich woll mich nicht in diese Betrachtungen vertiefen, denn sie sind zu peinlich und ich bin doch absolut ohnmächtig gegen das Unheil, daß ich befürchte. Der Gedanke, daß ich mich dem süßen Glück der Liebe hingegeben hätte, während vielleicht meine Tochter auf dem Schmerzenslager läge und vergeblich nach mir weinte, ist mir entsetzlich. Mögen meine Befürchtungen grundlos sein, u. möge mir bald die Gewißheit werden, daß Mathilde in Gesundheit und Heiterkeit ihre neue Mama begrüßen wird. Grüße für Alle, Küsse für Dich von Deinem Hermann