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NB: First page(s) of letter missing. Trotzdem ich am Anfange dieses Briefes selbst die Gefahr bezeichnete, in den Leitartikelton zu verfallen hat mich die Beantwortung Deiner Fragen in denselben getrieben. Nun, wenigstens hat meine Abhandlung mir keinen Raum beengt, den ich sonst nothwendig gebraucht haben würde. Alles Das, was ich Dir über meine äußere Stellung über mein häusliches Leben und die Vorkommnisse darin zu schreiben gehabt hätte, wirst Du schon in meinem Briefe an Schwester Sophie gefunden haben. Mein Leben fließt so gleichförmig dahin, daß es in der That wenig Stoff zum Geplauder bietet und über die amerikanischen Zustände oder Begebenheiten wirst Du in einem freundschaftlichen Privatbriefe keine Mittheilungen erwarten. Wenn ich selbst dazu aufgefordert wäre, solche Mittheilungen zu machen, so wüßte ich ja noch nicht einmal zu beurtheilen, wie Vieles ich bei Dir als bekannt voraussetzen und woran ich also anknüpfen könnte. In den letzten beiden Jahren habe ich regelmäßige Correspondenzen für die Zeitschrift Atlantis (Dessau, bei Katz) geliefert u. darin kannst Du alles Mögliche, Interessantes u. Langweiliges, finden, was ich sonst vielleicht gelegentlich u. bruchstückweise in Briefe an Dich verwebt haben würde. Ich denke mit einer corrected from: einem der nächsten Bremer Posten Dir eine Anzahl Nummern von meiner Zeitung zu senden u. mich so in geistiger Verbindung mit Dir zu erhalten. Jetzt einige Worte über Familienangelegenheiten. Erstlich: Du solltest mir doch gelegentlich einmal schreiben, wie es mit unserer Erbangelegenheit steht. Nachdem Gast in die Auszahlung der Reisegelder für meine Frau aus meinem Erbtheile gewilligt, habe ich trotz mehrfacher Briefe in dieser Sache [[deleted: auc[h]]] nie auch nur eine Sylbe weiter darüber erfahren. Unterdessen ist Sophie mündig geworden u. dies wäre eine gute Gelegenheit zur Auseinandersetzung gewesen. Du weißt wahrscheinlich, daß Gast mir von den Tagen meiner Mündigkeit an auch nicht einen Heller von den Zinsen meines Erbtheils hat zukommen lassen. Er stützte sich dabei auf die Stelle des Testamentes worin er schreibt, daß die Zinsen pp. zur Erziehung u. Erhaltung der unmündigen Kinder verwendet werden sollen bis dieselben sich selbst fortzuhelfen im Stande sind. Diese Worte legt Gast (offenbar im Widerspruch mit der Absicht des Vaters, der unter „unmündige Kinder“ alle 4 Kinder zweiter Ehe – im Gegensatz zu Alexander u. Luise – verstand, die zu der Zeit, wo er das Testament machte, alle vier unmündiog waren) so aus: daß die gesamten Zinsen für die zur Zeit Unmündigen verwendet werden, die zur Zeit Mündigen aber gar Nichts davon bekommen sollen. Sonach erhielt ich, wie gesagt, von meinem 21. Geburtstage an gar Nichts. – Nun aber Was dem Einen recht ist, ist dem andern billig. deleted: So Habe ich nichts bekommen, so muß ich auch energisch dagegen protestiren, daß Sophie jetzt Etwas bekommt. Du mußt das nicht so verstehen, als wollte ich ihr Etwas entziehen. Weit entfernt davon. Ich wünsche nur an dem Beispiele Sophiens zu zeigen, daß die ganze Auslegung von Gast ein Unsinn ist.