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New York, Sonntag 21. September date added: 1856 Lieber Bruder Wärest Du in den labyrinthischen Irrgängen der amerikanischen Parteipolitik etwas bewandert – und ich beeile mich, hinzuzufügen, daß Du sterbens?froh darüber sein kannst, daß Du es nicht bist – so würde der inliegende aus einer hiesigen Zeitung geschnittene Zettel Dir ganze Bände erzählen von der gräßlichen parforce Jagd, auf der sich Dein armer Bruder während der letzten Monate, besonders seitdem ich Dir den letzten Brief schrieb, hat abhetzen müssen. Du findest auf dem Zettel meinen Namen unter denen der Männer, welche die republikanische Partei unseres Staates als Kandidaten für die Stellen von Präsidentschafts-Wahlmännern (electors) aufgestellt hat. Das wird Dir als eine sehr einfache, sehr unbedeutende Sache vorkommen, besonders dann wenn ich Dir noch sage, daß ein Wahlmann – wenn erwählt – keinen Amtsgehalt, oder dgl. bezieht u. daß seine ganze (im Grunde genommen sehr überflüssige, aber durch die Bundesverfassung erheischte) Thätigkeit darin besteht, daß er zu Anfang Dezember seinen Stimmzettel pro forma für den Kandidaten derjenigen Partei abgibt, die er vertritt. – Aber ich sage Dir, es kleben an diesen wenigen Buchstaben viel Schweißtropfen, viel zerrissene Stiefelsohlen, wenn auch Gottlob kein Geld. – Der alte Oxenstierna sagte seinem Sohne: „Du wirst erfahren, mit wie wenig Weisheit die Welt regiert wird“. Wäre es in Amerika gewesen, so hätte er sicherlich gesagt „mit wie viel Pfiffigkeit die Welt regiert wird.“ Vielleicht kommen beide Sätze auf dasselbe hinaus und je größer die anzuwendende Pfiffigkeit, desto geringer corrected from: kleiner mag die Weisheit sein. Um Dich zunächst über die Sache selbst ins Klare zu setzen, hier einige Worte. Dem Namen nach ist die Präsidentenwahl eine indirekte. Jeder Staat wählt so viele Wahlmänner, als er Vertreter im Congresse hat, näm-