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Chicago, 8. Oktober 1881
Meine geliebte Frau, liebe süße Grethe
Es ist Samstag Abend drei viertel auf 8 Uhr. Ich sitze oben in unserm Schlafzimmer, weil die Teppiche im Parlor noch nicht wieder gelegt sind, und unterhalte mich mit den Kindern, weil Frau Hansen (zum erstenmal wieder seit sieben Wochen) ihre Migräne hat. - Am Nachmittag war ich mit den Kindern zum erstenmale in der Ausstellung. Das Wetter, welches am Morgen trübe und regnerisch gewesen war, ward von Mittag an wunderschön, sonnig und warm (17° R.). Obgleich außer einer sehr interessanten Brick=Maschine, die auch mir ganz neu war, fast gar nichts Neues da war, amüsirten sich die Kinder doch sehr. Besonders Walther wollte Alles sehen und wurde gar nicht müde. Ich ging mit viel mehr Geduld, als Du gehabt haben würdest, überall hin, wo die Kinder wollten; auch mit dem elevator hinauf und oben noch auf steilen Treppen bis in die höchste Thurmspitze, wo wir einen herrlichen Um= und Ausblick hatten. Wunderschön war eine besondere Ausstellung der Nord=Pacific=Eisenbahn: - ein Häuschen aus lauter Ährengarben gebaut, rings umgeben von mächtigen Maisstengeln, Garben von Weizen, Gerste, Roggen u. s. w., mächtigen Kürbissen, riesigen Rüben pp. Das war etwas rein Amerikanisches und in seiner Art sehr geschmackvoll