.MTE1MA.ODE2MTE: Difference between revisions

From Newberry Transcribe
Jump to navigation Jump to search
No edit summary
No edit summary
 
(36 intermediate revisions by the same user not shown)
Line 6: Line 6:
wäre ich wieder meinen Willen aus Reife u. Glück gedrängt.
wäre ich wieder meinen Willen aus Reife u. Glück gedrängt.
Und doch ist das eigentlich ein großer Unsinn, denn meine  
Und doch ist das eigentlich ein großer Unsinn, denn meine  
Stelle, wenn auch
Stelle, wenn auch noch so bescheiden für hiesige Verhältnisse,
ist immerhin von der Art, daß ich wahrlich den Beamten eines
lumpigen deutschen [[?]]stands nicht um seine Glückseligkeit
zu beneiden brauche. Doch das ist nun einmal jenes
unerklärliche Heimathgefühl, - ich will es nicht Sehnsucht und
noch viel weniger Heimweh nennen - , das uns überallhin
begleitet und das wenigstens so viel bedeutet, daß wir
bei Vergleichungen allemal nur die Lustseiten und selten
oder nie die Schattenseiten der Heimath berücksichtigen.
 
Es hat mich sehr gefreut, zu hören, daß Dein Salair jetzt
schon 400 rt beträgt. Ich sage schon, [auch] wenn auch diese
Summe bei den gegenwärtiges Preisen in Berlin vielleicht noch
kein glänzendes Auskommen gewährt. Bedenke nur, wie es wär,
wenn Du, wie ich, das Malheur gehabt hättest, zu studiren. Als ich
in Deinem Alter war, kostete ich jährlich noch fast so viel, als Du
jetzt verdienst, [oder] und hatte obenrein die tröstliche Aussicht, zehn
Jahre lang von der Luft zu leben oder Holzhacker (neulich
Hauslehrer) zu werden. Dieser Alternative haben mich allerdings
die Umstände entzogen; es gelang mir vor meinem 21. Jahre

Latest revision as of 11:09, 5 July 2022

Rübezahl Verzauberten, wenn sie nach ihrem langjährigen Zauberschlafe erwachen. - Wenn ich dann zufällig lese, wie alle meiner ehemaligen Schul= und Universitätsgenossen nachgerade in Ämtern von Stufe zu Stufe aufrücken, so empfinde ich fast eine Art Neid, als würde ich ungerechterweise übergangen, als wäre ich wieder meinen Willen aus Reife u. Glück gedrängt. Und doch ist das eigentlich ein großer Unsinn, denn meine Stelle, wenn auch noch so bescheiden für hiesige Verhältnisse, ist immerhin von der Art, daß ich wahrlich den Beamten eines lumpigen deutschen ?stands nicht um seine Glückseligkeit zu beneiden brauche. Doch das ist nun einmal jenes unerklärliche Heimathgefühl, - ich will es nicht Sehnsucht und noch viel weniger Heimweh nennen - , das uns überallhin begleitet und das wenigstens so viel bedeutet, daß wir bei Vergleichungen allemal nur die Lustseiten und selten oder nie die Schattenseiten der Heimath berücksichtigen.

Es hat mich sehr gefreut, zu hören, daß Dein Salair jetzt schon 400 rt beträgt. Ich sage schon, [auch] wenn auch diese Summe bei den gegenwärtiges Preisen in Berlin vielleicht noch kein glänzendes Auskommen gewährt. Bedenke nur, wie es wär, wenn Du, wie ich, das Malheur gehabt hättest, zu studiren. Als ich in Deinem Alter war, kostete ich jährlich noch fast so viel, als Du jetzt verdienst, [oder] und hatte obenrein die tröstliche Aussicht, zehn Jahre lang von der Luft zu leben oder Holzhacker (neulich Hauslehrer) zu werden. Dieser Alternative haben mich allerdings die Umstände entzogen; es gelang mir vor meinem 21. Jahre