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Montag, 21. November
Heute ist's mir recht elend ergangen. Als ich Morgens aufstand, konnte ich kaum flüstern und war so gliederlahm, daß ich mit dem Van Buren car nach der Office fahren mußte. - Als Rapp mich sah, meinte er, es sei thöricht von mir gewesen, überhaupt zu kommen. Doch darin hatte er Unrecht. Denn nach wie vor ist die gewohnte Arbeit für mich in allen Krankheiten das beste Mittel. So hat sie sich auch diesmal bewährt, denn wenigstens heute Abend fühlte ich mich besser und habe meine Stimme größtentheils wieder. In ein Paar Tagen wird, denke ich, Alles vorbei sein; jedenfalls noch vor Deiner Ankunft. Aber lieb ist es mir doch, daß dieser unangenehme Zwischenfall nicht eingetreten ist, während Du noch drüben warst; sonst hätte ich in meinen Telegrammen lügen müssen, was nun, wahr und wahrhaftig nicht geschehen ist. Denn daß die Kinder ein bischen Husten und Schnupfen hatten brauchte ich doch nicht zu erwähnen. - Wo Du jetzt bist, ist es Dienstag früh 4 Uhr: - ob Du wohl ruhig schläfst? Oder seekrank bist? Ob ruhige See, oder Sturm? - Ich hoffe es wird noch dahin kommen, daß jedes Schiff ein Ariadne=Knäuel von Telegraphendraht mitnimmt, so daß man während der ganzen Fahrt in Verkehr mit dem Lande bleiben kann. Warum nicht? Die Dinge, die uns heute Alltäglichkeiten sind, wären vor fünfzig Jahren viel unmöglicher und unglaublicher erschienen, als das. - Doch in Ermangelung jener Einrichtung will ich nur wünschen, daß Du eine Art Tagebuch führst, damit wir in vierzehn Tagen (etwa am Freitag 4. Dezember) vergleichen können, was wir um die gleiche Zeit erlebten und empfanden. - Die Kälte hat wieder nachgelassen, wir hatten heute just Null.
Freitag, 25. November
Vier Tage habe ich, wie Du siehst, pausirt; - nicht weil ich etwa kränker geworden wäre, denn das ist nicht geschehen, vielmehr ist von meiner Grippe nichts mehr übrig, als ein gewöhnlicher Schnupfen; -