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wird die Reise auch nicht ohne wesentlichen Nutzen sein, wenn er auch im Technischen zurückgekommen sein mag. Aber all die Jungen in Deutschland, die bedeutend besser lesen und schreiben können, als er: - wie kläglich wenig wissen sie doch von der Welt, wie vag sind ihre Anschauungen, wie geringe Ausbildung hat ihr Anschauungs=, Vergleichungs= und Beurtheilungsvermögen erhalten. Ich glaube sicher, daß ebenso wie Deine Franzensbader Kur erst nachträglich auf Deinen Körper, so die Reise nachträglich günstig auf Eddys geistige Entwickelung wirken wird. Täusche ich mich darin, nun so müssen wir's eben anderweit versuchen. Und vielleicht hast Du inzwischen bereits auf dem Schiffe mit Freund Deuster Deine Zukunftspläne fertig gemacht. (N. S. Röder, der gestern hier war, sagt, in (Watertown bestehe eine sehr gute deutsch=englische Schule. Ist es dieselbe in der ?kels Junge war? Frag doch Deuster danach).
An demselben Tage, an welchem Du in Steglitz den heute hier eingetroffenen Briefe geschrieben hast (30. Oktober) schrieb ich Abends einen an Dich und adressirte ihn nach Hamburg, an Bord des "Lessing". Ich fürchte, daß Du ihn unter den jetzigen Umständen nicht erhalten hast, denn so viel ?heit traue ich den betr. Persönlichkeiten an Bord des "Lessing" nicht zu, daß sie den Brief angenommen haben sollten um ihn Dir in Havre zu geben. - Es ist auch weiter kein Schade darum, denn der Brief war in derselben fast verzweiflungsvollen Stimmung geschrieben, wie der Deinige von demselben Tage. Viele Wochen lang hatte ich darauf fest gerechnet gehabt, daß Du am 2. Novbr abfahren würdest, also am in der zweiten Hälfte dieser Woche, am 17. oder 18. Novbr hier sein könntest, - und nun auf einmal mußte ich alle meine Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen um zwei Wochen weiter hinausschieben. Es war sehr hart und meine Stimmung schrecklich. Diese zwei Wochen, um welche unsre Trennung so ganz unerwartet verlängert wurde, waren und sind mir schwerer zu ertragen, als vorher