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[written in pencil:] June 26, 1883 [/written in pencil]

[underlined:] Chicago [/underlined] Dienstag d. 26ten Juni 1883 8 Uhr früh

Lieber Papa!

Gestern endlich kam der ersehnte erste Brief, von Dir zugleich mit dem aus London hier an und habe ich dieselben wieder und wieder gelesen. Es freut mich so von Herzen daß Deine Reise viel heiterer und angenehmer begonnen hat, wie Du sie Dir hier in trübem Grübeln vorgestellt hast. Es will mir mit dem Schreiben heute garnicht gehen, denn ich habe mir den Mittelfinger der rechten Hand vermittelst des [roman:] can openers [/roman] sehr schmerzhaft verletzt, so daß er ganz steif ist und meine Handschrift noch krakeliger, wie gewöhnlich. In Gedanken habe ich die ganze Fahrt durch London und auf See mitgemacht und recht herzlich geseufzt dabei; daß es uns nicht vergönnt ist einmal gemeinschaftlich all das Schöne zu sehen. Es will mir garnicht gefallen, daß wir, wenn wir uns erholen sollen dies absolut nur dann [insertion:] thun [/insertion] zu können scheinen, wenn wir von einander getrennt sind, was bei einem harmonischen Zusammenleben, doch nicht das Richtige ist. In früheren Jahren wäre uns der bloße Gedanke daran eine Unmöglichkeit gewesen und ich ersehe aus dieser Erkältung der gegenseitigen Gefühle erst, wie alt wir geworden sind. Nun, ich meinerseits habe nicht das Bedürfnis allein und von Dir fort zu sein, mein innigster Wunsch ist Dich so bald wie möglich wieder hier zu haben, denn ich bin nicht geschaffen allein und selbstständig das Haus und die Erziehung der Kinder zu leisten. Natürlich merkt mir niemand meine Sehnsucht nach Dir an, denn Du weißt, daß ich meine Gefühle nie zur Schau stellen kann, sondern mich jederzeit fremden Leuten gegenüber zu beherrschen weiß. Eberleins und Bluthardts hatten sich gestern bei mir angesagt und obgleich im [roman:] Parlor [/roman] keins Teppiche liegen, war es dich sehr gemüthlich. Wir tranken Deinen Briefen zu Ehren zwei, von den noch zurückgebliebenen Flaschen Champagner, auch hatte ich mir ein Dutzend Flaschen Wein