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[underlined:] [roman:] Chicago [/roman] [/underlined] d. 24/2. 70.

An irgend Jemanden, meine Lieben muß ich heute schreiben, da ich den unwiderstehlichen Drang in mir fühle, mich durch Plaudern mit Euch das schlechte, trübe Wetter draußen vergessen zu machen und einmal ein wenig auch über unser inneres und äußeres Leben zu erzählen, wie bisher. Früh morgens, wenn die Frühstücksglocke ertönt d. h. um 1/4 auf 9, denn trotz aller Versuche früher Tag zu machen ist uns dies bisher noch nicht gelungen) gehen wir hinunter ins Eßzimmer um dort Kaffee zu trinken [strikethrough:] und [/strikethrough] zu essen, was für mich sich jetzt lediglich auf eine Tasse Milch und etwas Butterbrod beschränkt, da das viele ungewohnte Essen am Morgen mir nicht bekommt. Sodann liest mein Mann die Zeitung, nimmt seine Portion von Druckfehlern ein, nebst dazugehörigem Aerger darüber, was ihm, sowohl als uns sehr gut bekommt, da es seine ganze Galle entführt und für uns nicht der leichteste Anflug von böser Laune übrig bleibt. Ja ja, die Druckfehler sind eine treffliche Erfindung und ich hoffe nicht, daß sich die Zeitung je so weit bessert, um diese nützliche Eigenschaft abzulegen. Ist dies vorbei, so geht er, d. h. mein Mann, auf seine Office nicht ohne vorher sein richtiges Kapital an Abschiedsküssen zurückzulassen, wobei Mathilde, die dann gewöhnlich in der Schule ist sehr zu kurz kommt, sich aber am Abend crease in paper weist. Das ist ein kleiner Nimmersatt, der in mir ein ? ordentlich geduldige Vertreterin ihres Vaters findet, die als Opferlamm geduldig die unendliche Masse an Küssen gestattet, die ihr Vater ihr schuldig bleibt. Das Kapital bleibt aber ? bei mir liegen, da es mit der Zeit meine Kräfte übersteigen würde, dieselben zurückzuzahlen. Sind wir allein, Sophie und ich, so ? und kramen wir im Haus herum bis der Mittag kommt, wo wir mit Mathilden, die um 12 - 1 Uhr aus der Schule kommt