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Chicago, den 20ten November 1869

Mein liebstes, theuerstes Muttchen Heute, mein Geliebtes, komme ich mit tausend und aber tausend Wünschen für Dein fernerer Wohlergehen zu Dir, lege meinen Kopf an Dein Herz, sehe Dir in Deine lieben Augen und drücke unzählige Küsse auf Deinen Mund, freilich leider, ach! leider nur in Gedanken Ich habe es ja hier so gut, weit besser als ich es verdiene und doch erfüllt mich der Gedanke, daß so viele hundert Meilen, Land und Meer zwischen uns, die wir fast nie getrennt waren, liegen mit Wehmuth und an Tagen, wie der heutige zieht mich eine unendliche Sehnsucht nach Euch hin. Draußen fällt der Schnee in dichten Flocken und schon ist der Boden mit einer festen, weißen Decke belegt, da sitzt[strikethrough:]'s[/strikethrough] sich's behaglich in der warmen Stube am Fenster, von wo die Blicke so weit schweifen über den freien Platz vor unserm Hause und weiter, immer weiter über die grüne Fläche des [roman:]Michigan[/roman]sees bis in unbestimmte Ferne. Doch das Unbestimmte gestaltet sich zu mir wohlbekannten Straßen und Plätzen. Ich sehe die Kavalierstraße hinunter und herauf, es ist beinahe Abend, denn wenn es bei uns Mittag ist, zündet man dort schon die Gaslaternen an; an den ? tauchen zwei mir wohlbekannte ach! so liebe, liebe Gestalten auf und von der anderen Seite, vom Theater her,