.MTE1MA.ODE2MTA
New York, 7 August 1857
Lieber Bruder
Laß mich zuerst noch einmal Dir für die freudige Überraschung danken, welche Du uns durch Übersendung Deines Porträts bereitet hast. Eine Überraschung war es in mehr als einer Beziehung, denn weder ich noch meine Frau würden in dem jungen Mann mit Schnurrbart ? Henri IV das scheue? Milchgesichtchen von 1851 wiedererkannt haben, wenn wir nicht aus dem Poststempel und der stenographischen Notiz es ersehen hätten. So groß hätte ich mir doch die Veränderung nicht vorgestellt, die ein halbes Dutzend Jahre hervorbringt. Wie lebhaft wird es mir dadurch zum Bewußtsein gebracht, daß ich selbst nun schon ein alter Knabe bin, - schon ein paar Jahre älter, als Napoleon zur Zeit seiner Italienischen Feldzugs! - und daß, wenn ich je wieder nach Deutschland zurückkäme, ich dort eine ganz andere Welt vorfinden würde. So sah ich vor einigen Tagen den letzten Jahrgang der Zerbster Extrapost durch, den Körner an Rauchfuß geschickt hatte; da fand ich bei einer Bekanntmachung einer Stipendienvertheilung Namen von lauter Leuten, die zu der Zeit, als ich in Secunda saß noch in karrirten Kitteln umherliefen, z. B. Paul Kummer