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[roman:] Chicago [/roman] 8. 5. 72.
Meine Lieben!
Um Stoff zum Schreiben bin ich heute wahrlich nicht in Verlegenheit, die Schwierigkeit besteht nur im Aussenden eines Anfangs, um die Ereignisse der Reihe nach folgen zu lassen. Zuerst will ich von einem kleinen Zwischenfalle berichten, der mich, wenigstens einen Tag, recht in Aufregung und Aerger gebracht hat. Am vorigen Sonnabend war unsere Wohnung soweit eingerichtet, daß nur noch der Tapezierer einige Kleinigkeiten zu machen hatte; ich war ihm behülflich Schnüre in die Gardinen zu ziehen und ein Wenig anzugeben, wie die Geschenke die wir für Raster gearbeitet hatten befestigt werden sollten, als ein junger Mann, der einige Tage früher Maaß zu Rouleaux genommen hatte, kam, um dieselbe anzumachen. Er ging hinauf in mein Zimmer und nachdem er fertig war gab er Greten die Rechnung, die sie auch sofort bezahlte. Abends als ich mich hinlegen und meine Uhr aufziehen will, finde ich den Platz, wo sie zu stehen gepflegt, leer, und da ich bestimmt wusste, daß ich sie am Vormittag dort hingestellt hatte und außer dem jungen Mann kein Mensch mein Zimmer betreten hatte, konnten wir kaum daran zweifeln, daß er [insertion:] der [/insertion] Dieb sei. Am folgenden Tage ging Raster in das Geschäft, wo er arbeitet und ließ in rufen; er leugnete natürlich zuerst und fragte ob der Beweis da wäre, es Jemand gesehen hätte, wie er die Uhr genommen u. s. w. Da Raster sich aber durchaus nicht abbringen ließ und mit Verhaftung? drohte, gestand er endlich unter Thränen, daß er der Dieb wäre und er sich schon die größten Vorwürfe gemacht