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so stark wären, wie sie in dem unmittelbar vorausgegangenen Briefe ausgesprochen  
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waren. Was soll ich denken? An was soll ich mich halten? - Nur das Eine  
waren. Was soll ich denken? An was soll ich mich halten? - Nur das Eine  
ersehe ich mit Betrübniß, daß Du nach
ersehe ich mit Betrübniß, daß Du nach achttägigem Aufenthalte in Franzensbad

Revision as of 07:42, 20 October 2022

Soll ich nun auf Deine Briefe vom 11., 12. und 13. August zu reden kommen, so danke ich Dir zunächst für die ausführlichen Mittheilungen. Das Nächste wäre, daß ich über den betrübenden und niederdrückenden Eindruck zu klagen hätte, den Deine Klagelieder auf mich gemacht haben; allein ich will das lieber unterlassen, weil ich fühle, daß ich nicht ohne Schuld daran bin. Denn meine eigenen Briefe mögen wohl diesen Ton bei Dir angeschlagen haben. Ich habe ja, da ich ihrer wohl schon ein paar Dutzend geschrieben, keine Erinnerung an die Einzelheiten eines jeden, wohl aber den allgemeinen Eindruck, daß ich den herben Stimmungen, welche mich erfüllen, einen zu ausführlichen und oft zu schroffen Ausdruck gegeben habe. Und wie man hinein ruft in den Wald die Antwort uns entgegenschallt. - Ich bitte Dich, mir das zu verzeihen. Es war mir ein unwiderstehlicher Drang, mich Dir gegenüber wenigstens auf dem Papiere so auszusprechen, so mein Herz auszuschütten, wie ich es tausendmal lieber mündlich gethan hätte. Aber Du hast wohl recht, wenn Du sagst, daß sich das Alles auf dem Papiere viel peinlicher ausnimmt, als in mündlichen Gesprächen. - Wie mühselig war oft Deine Aufgabe, mir durch heitern Zuspruch jene düstern Stimmungen zu verjagen und doch wie selten ist es Dir mißlungen. War's gar zu schlimm, so blieb immer noch als letztes Mittel das trauliche Beisammensein im Ehegemach. Das Alles ist nun weggefallen; da ist Nichts mehr, was meiner finstern Grübelei entgegenwirkte; - allerdings auch Nichts, was sie zur zornigen Erregung aufreizt. - Zu solcher hatte die Einwirkung Deines heiter angelegten Gemüthes auf mein ernstes so oft geführt, daß ich es als meine Pflicht betrachte, Dich von diesen Frictionen zu erlösen. Ich verdammte mich zu der schrecklichen Einsamkeit, um Dir das Vergnügen unbefangener, heiterer Geselligkeit mit Andern zu bereiten. Meine bestimmte Erwartung war, daß Dir die Reise nach Europa eine Erholung von - mir sein, daß sie Dir eine Fülle heiterer und freundlicher Eindrücke und Anregungen bereiten solle. - im Ganzen ist das ja wohl auch - von dem ersten Abend auf dem Schiffe an, wo Du "bis gegen Mitternacht bei verschiedenen Punschen gesessen" hast bis zu Deinen Ausfügen nach Eger und Marienbad eingetroffen. Nun aber schreibst Du in Deinen Briefen vom 12/13. August so klagend und jammernd, daß ich an allen Voraussetzungen, auf welche der Plan Deiner Reise gebaut war, irre werde. Während Du auf der einen Seite rufst "Komm, komm, hole mich zurück", schreibst Du auf der andern, daß Du jetzt doch den Winter über wirst drüben bleiben müssen. Gleichwohl würde Dir das letztere unmöglich sein, wenn Deins Empfindungen so stark wären, wie sie in dem unmittelbar vorausgegangenen Briefe ausgesprochen waren. Was soll ich denken? An was soll ich mich halten? - Nur das Eine ersehe ich mit Betrübniß, daß Du nach achttägigem Aufenthalte in Franzensbad