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Lieber Bruder
Lieber Bruder


Nur in wenigen Zeilen – denn meine Zeit ist entsetzlich durch die in einigen Tagen stattfindende Wahl in Anspruch genommen – will ich Dir für die freundliche Besorgung meiner Geldangelegenheit danken. Unmittelbar nach Empfang des Wechsels bescheinigte ich Dir [[deleted: den Empfan[g]]] denselben in zwei oder drei stenographischen Worten auf jedem der Umschläge von 8 Zeitungsblättern, die ich Dir mit dem letzten Bremer Dampfschiff am 6. [[deleted: Se]] Okt. von hier zuschickte. Ich hoffe Du wirst sie erhalten u. die Worte darauf gefunden haben. Es thut mir leid, daß Du mir nicht die Auslagen berechnet hast, die Dir die Geschäfte ohne Zweifel gemacht hat. Ich werde mich auf eine oder die andere Art zu revanchiren suchen.
Nur in wenigen Zeilen – denn meine Zeit ist entsetzlich durch die in einigen Tagen stattfindende Wahl in Anspruch genommen – will ich Dir für die freundliche Besorgung meiner Geldangelegenheit danken. Unmittelbar nach Empfang des Wechsels bescheinigte ich Dir [[deleted: den Empfan[g]]] denselben in zwei oder drei stenographischen Worten auf jedem der Umschläge von 8 Zeitungsblättern, die ich Dir mit dem letzten Bremer Dampfschiff am 6. [[deleted: Se]] Okt. von hier zuschickte. Ich hoffe Du wirst sie erhalten u. die Worte darauf gefunden haben. Es thut mir leid, daß Du mir nicht die Auslagen berechnet hast, die Dir die Geschäfte ohne Zweifel gemacht hat. Ich [[corrected from: hat; ich]] werde mich auf eine oder die andere Art zu revanchiren suchen.
In der Nummer der Abendzeitung vom 5. Okt. hast Du auch die Notiz über Ausfolgung der Erb[[unclear]] von Dessau aus Deinem Briefe an mich abgedruckt finden können. Es waren in der Correktur 1 oder 2 recht alberne Druckfehler stehen geblieben[[.]]
In der Nummer der Abendzeitung vom 5. Okt. hast Du auch die Notiz über [[Aussetzung? Ausholzung?]] des Erbprinzen von Dessau aus Deinem Briefe an mich abgedruckt finden können. Es waren in der Correktur 1 oder 2 recht alberne Druckfehler stehen geblieben.
[[deleted: Zu]] Ich gratulire Dir herzlich zu Deinem morgenden, oder vielmehr heutigen Geburtstage; denn indem ich dies, eine halbe Stunde vor Mitternacht schreibe, ist es bei Dir schon halb 6 Uhr Morgens.
[[deleted: Zu]] Ich gratulire Dir herzlich zu Deinem morgenden, oder vielmehr heutigen Geburtstage; denn indem ich dies, eine halbe Stunde vor Mitternacht schreibe, ist es bei Dir schon halb 6 Uhr Morgens.
Noch habe ich Dir eine kleine Familien-Nachricht mitzutheilen. Am 21. d.[[ieses]] M.[[onats]] bist Du zum Onkel einer kleinen eingeborenen Amerikanerin Namens Mathilde Raster geworden. Mutter u. Kind befinden sich wohl. Die erstere ist schon seit mehreren Tagen wieder auf; das letztere schreit als wollte es sich zur Kammersängerin bilden.
Noch habe ich Dir eine kleine Familien-Nachricht mitzutheilen. Am 21. d.[[ieses]] M.[[onats]] bist Du zum Onkel einer kleinen eingeborenen Amerikanerin Namens Mathilde Raster geworden. Mutter u. Kind befinden sich wohl. Die erstere ist schon seit mehreren Tagen wieder auf; das letztere schreit als wollte es sich zur Kammersängerin bilden.
Von Sophie habe ich noch immer keine Antwort auf meine Sendung, die sie doch schon am 14. April erhalten hat. Du brauchst es ihr nicht zu verhehlen, daß ich sowohl als Bertha darüber ernstlich böse sind.
Von Sophie habe ich noch immer keine Antwort auf meine Sendung, die sie doch schon am 14. April erhalten hat. Du brauchst es ihr nicht zu verhehlen, daß ich sowohl als Bertha darüber ernstlich böse sind.
Daß mit Gast? gar Nichts anzufangen sei, schreibt mir auch Köppe, fügt indeß den Trost hinzu, daß Hoffnung vorhanden sei, er werde die Vormundschaft aufgeben. Ich glaube an Nichts mehr, was der Kerl sagt.
Daß mit [[Gast?]] gar Nichts anzufangen sei, schreibt mir auch Köppe, fügt indeß den Trost hinzu, daß Hoffnung vorhanden sei, er werde die Vormundschaft aufgeben. Ich glaube an Nichts mehr, was der Kerl sagt.
Freundlichen Gruß von Deinem Bruder  
Freundlichen Gruß von Deinem Bruder  
Hermann
Hermann

Revision as of 21:19, 20 April 2020

New York, 30. October pencilled comment: deleted: (185?) 1855 Lieber Bruder

Nur in wenigen Zeilen – denn meine Zeit ist entsetzlich durch die in einigen Tagen stattfindende Wahl in Anspruch genommen – will ich Dir für die freundliche Besorgung meiner Geldangelegenheit danken. Unmittelbar nach Empfang des Wechsels bescheinigte ich Dir [[deleted: den Empfan[g]]] denselben in zwei oder drei stenographischen Worten auf jedem der Umschläge von 8 Zeitungsblättern, die ich Dir mit dem letzten Bremer Dampfschiff am 6. deleted: Se Okt. von hier zuschickte. Ich hoffe Du wirst sie erhalten u. die Worte darauf gefunden haben. Es thut mir leid, daß Du mir nicht die Auslagen berechnet hast, die Dir die Geschäfte ohne Zweifel gemacht hat. Ich corrected from: hat; ich werde mich auf eine oder die andere Art zu revanchiren suchen. In der Nummer der Abendzeitung vom 5. Okt. hast Du auch die Notiz über Aussetzung? Ausholzung? des Erbprinzen von Dessau aus Deinem Briefe an mich abgedruckt finden können. Es waren in der Correktur 1 oder 2 recht alberne Druckfehler stehen geblieben. deleted: Zu Ich gratulire Dir herzlich zu Deinem morgenden, oder vielmehr heutigen Geburtstage; denn indem ich dies, eine halbe Stunde vor Mitternacht schreibe, ist es bei Dir schon halb 6 Uhr Morgens. Noch habe ich Dir eine kleine Familien-Nachricht mitzutheilen. Am 21. d.ieses M.onats bist Du zum Onkel einer kleinen eingeborenen Amerikanerin Namens Mathilde Raster geworden. Mutter u. Kind befinden sich wohl. Die erstere ist schon seit mehreren Tagen wieder auf; das letztere schreit als wollte es sich zur Kammersängerin bilden. Von Sophie habe ich noch immer keine Antwort auf meine Sendung, die sie doch schon am 14. April erhalten hat. Du brauchst es ihr nicht zu verhehlen, daß ich sowohl als Bertha darüber ernstlich böse sind. Daß mit Gast? gar Nichts anzufangen sei, schreibt mir auch Köppe, fügt indeß den Trost hinzu, daß Hoffnung vorhanden sei, er werde die Vormundschaft aufgeben. Ich glaube an Nichts mehr, was der Kerl sagt. Freundlichen Gruß von Deinem Bruder Hermann