.MTE1MA.ODE5Nzk: Difference between revisions
No edit summary |
No edit summary |
||
(17 intermediate revisions by the same user not shown) | |||
Line 8: | Line 8: | ||
vorgekommen, allein dieses Behagen ist mir durch Deine Briefe | vorgekommen, allein dieses Behagen ist mir durch Deine Briefe | ||
gründlich gestört worden, und - ich weiß nun gar nicht mehr, | gründlich gestört worden, und - ich weiß nun gar nicht mehr, | ||
was ich möchte. | was ich möchte. | ||
Doch ich breche ab, denn ich fühle, daß mich schon wieder | |||
meine düstere Abendstimmung überkommt, und damit will ich Dich nicht | |||
belästigen. Also für heute gute Nacht, mein theures, geliebtes Weib. | |||
Sonntag, 9. Oktober. Heute vor zehn Jahren war das | |||
große Feuer. Die Erinnerungen daran brauche ich wohl nicht aufzufrischen. | |||
Sind wir heute besser, oder schlechter daran, als damals? | |||
Du doch wohl besser. - Was mich betrifft, so bin ich eben zehn | |||
Jahre älter, und daß ist unangenehm genug. | |||
Himmlisches Wetter haben wir heute [[?]] jetzt, 9 | |||
Uhr Morgens nur 13° R Wärme, aber dafür paradiesisch blauen Himmel, | |||
Sonnenschein, reine klare Luft, keine Spur von Staub. Hättest Du | |||
nur auf Deiner Reise stets solches Wetter haben können, so | |||
würde Deine wehmüthige Sehnsucht nach hier schwerlich so | |||
akut geworden sein. - Nun, vielleicht findest Du bei Deiner | |||
Rückkehr hier noch einen Rest jenes Wetters, als Indian | |||
Summer vor. - Doch entschuldige mich, ich muß jetzt auf | |||
die Office und wüßte auch nicht, was ich Dir noch schreiben sollte, | |||
außer nochmaliger, tausendfacher Wiederholung der Versicherung meiner Liebe. |
Latest revision as of 19:40, 15 December 2022
3)
und spießbürgerlich vorkommen wird. Auch könnte ich Dir daraus keinen Vorwurf machen. Geht es mir doch in Folge Deiner begeisterten Schilderungen, z. B. von Vevey selbst so, daß mir Chicago verleidet wird. Du hast es im Vergleich mit Berlin ein Dreckdorf genannt und hast darin vielleicht sehr recht. Es war mir bisher immer in unserm Heim recht behaglich vorgekommen, allein dieses Behagen ist mir durch Deine Briefe gründlich gestört worden, und - ich weiß nun gar nicht mehr, was ich möchte.
Doch ich breche ab, denn ich fühle, daß mich schon wieder meine düstere Abendstimmung überkommt, und damit will ich Dich nicht belästigen. Also für heute gute Nacht, mein theures, geliebtes Weib.
Sonntag, 9. Oktober. Heute vor zehn Jahren war das große Feuer. Die Erinnerungen daran brauche ich wohl nicht aufzufrischen. Sind wir heute besser, oder schlechter daran, als damals? Du doch wohl besser. - Was mich betrifft, so bin ich eben zehn Jahre älter, und daß ist unangenehm genug.
Himmlisches Wetter haben wir heute ? jetzt, 9 Uhr Morgens nur 13° R Wärme, aber dafür paradiesisch blauen Himmel, Sonnenschein, reine klare Luft, keine Spur von Staub. Hättest Du nur auf Deiner Reise stets solches Wetter haben können, so würde Deine wehmüthige Sehnsucht nach hier schwerlich so akut geworden sein. - Nun, vielleicht findest Du bei Deiner Rückkehr hier noch einen Rest jenes Wetters, als Indian Summer vor. - Doch entschuldige mich, ich muß jetzt auf die Office und wüßte auch nicht, was ich Dir noch schreiben sollte, außer nochmaliger, tausendfacher Wiederholung der Versicherung meiner Liebe.