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Von den Kindern | Von den Kindern habe ich im Vorstehenden viel zu wenig | ||
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hätten darin ganz recht. Aber eben - die dummen Gedanken! | |||
Nachgerade sehnen sich dann doch wohl die Kinder recht lebhaft | |||
nach Dir und Eddy, da ihnen der Umgang mit Frau Hansen und mir etwas | |||
eintönig wird. Heute Abend saßen wir von 7 Uhr an im Hinterparlor |
Latest revision as of 09:36, 14 December 2022
durchkreuzt hat. Sie meint, das sei beinahe die günstigste Zeit für die Fahrt. Doch alle solche Beruhigungen verfangen nicht viel, wo einmal die Anlage zu schwarzseherischer Grübelei vorhanden ist. - Durch das Zureden der Frau Lehmann habe ich mich indessen wenigstens dazu bestimmen lassen, an dem Morgen Abend stattfindenden Stiftungsfeste der Concordia theilzunehmen, das mir verleidet war, weil ich, als es anberaumt wurde, noch gehofft hatte, bei dieser Gelegenheit Dich in dem Glanze Deiner etwas verdickten, oder ? Weiblichkeit vorführen zu können. Da ich aber doch morgen Abend nicht mehr an Dich schreiben kann, weil sonst der Brief nicht mehr rechtzeitig in Brünns Hände gelangen möchte, so ist's am Ende besser, wenn ich solchergestalt über die trüben, dummen Gedanken hinwegkomme. - Das viele Denken ist doch ein Kreuz und Leid. Selig die Kurzdärmigen, die sich keine überflüssigen Gedanken machen! Auch wir beide, - wie manchmal haben wir uns, bei aller Liebe zueinander, durch das allezeit rege Gedankenspiel heiter beginnende Stunden zu trüben und stürmischen gemacht! Ich habe die Hoffnung und den ernsten Willen, daß es künftig nicht wieder geschehen soll, doch dazu mußt Du auch mit helfen, indem Du mein ernsteres und stilleres Wesen halbwegs gewähren läßt und auf den Versuch verzichtest, mit Gewalt aus mir einen Andern zu machen, als der ich meiner Natur nach sein kann.
Von den Kindern habe ich im Vorstehenden viel zu wenig für Deine Ungeduld, von ihnen zu hören, gesagt. Sie waren nämlich seit meinem letzten Telegramm nach Paris am Anfang voriger Woche auch etwas "under a cloud". Ein ganz abscheulicher, allen gewöhnlichen Gegenmitteln trotzender Husten plagte sie, - namentlich beim Zubettgehen und Morgens beim Aufstehen, - der mich doch recht beunruhigte. Walther hat sich endlich - unbeschrien - davon erholt und nimmt jetzt mit Wonne den ihr von der Frau Engert verordneten Leberthran; hat auch (gleichfalls unbeschrien) ein muntereres Aussehen, als seit lange. Ännchen aber, die ihm in letzterer Beziehung lange bedeutend "über" war, krächzt noch immer mehr als mir lieb ist. Und doch ist das Ganze eine ganz unbedeutende Lumperei; Andere würden sie kaum der Erwähnung für werth halten und hätten darin ganz recht. Aber eben - die dummen Gedanken!
Nachgerade sehnen sich dann doch wohl die Kinder recht lebhaft nach Dir und Eddy, da ihnen der Umgang mit Frau Hansen und mir etwas eintönig wird. Heute Abend saßen wir von 7 Uhr an im Hinterparlor