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Mein geliebtes Weib  
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Dir zu schreiben, bist Du mindestens schon 600 Meilen von  
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hier entfernt und hast hoffentlich das Schlimmste der Seekrankheit  
hier entfernt und hast hoffentlich das Schlimmste der Seekrankheit  
hinter Dir. Wenn das der Fall ist, werden wohl
hinter Dir. Wenn das der Fall ist, werden wohl auch die
krankhaft nervösen Stimmungen, welchen Du Dich, zu Deinem eigenen
Schaden, so gern überlässest, den beruhigenden Einwirkungen einer
neuen, heitern und anregenden Umgebung gewichen sein. Wenn ich
nicht, im Einklang mit allen Deinen Ärzten, die entschiedene
Überzeugung hegte, daß eine Reise nach Europa gerade in der
Form, wie Du sie machst, daß sicherste Mittel ist, um Dir zu normalem
Körper= und Gemüthszustande zu verhelfen, würde ich sie ganz gewiß nicht
gestattet haben. Daß für mich selbst das Opfer dabei weit größer ist, als
für Dich, habe ich Dir so viel wie möglich zu verbergen gesucht und Du
hast mir dadurch, daß Du die Reise immer nur vom Standpunkt Deiner
flüchtigem Gemüthswallungen betrachtest, die Sache leicht gemacht. Doch reden
wir nicht mehr davon. Die Hauptsache ist, daß Du wahrscheinlich
schon bei Empfang dieses Briefes eine bedeutende Wandlung Deines
Gemüthslebens zu gesünderen Empfindungen erlebt haben und vielleicht
sogar mit einigem Bedauern auf die peinlichen Stunden zurückblicken
wirst, welche mir Deine krankhafte Erregung dafür bereitet hat, daß
ich nicht nur Deinen, seit Jahren gehegten Wunsch, sondern auch das
Geheiß aller Deiner Ärzte erfüllte. - Ich hoffe, daß Deinen Aufenthalt in
Deutschland fleißig benutzen wirst, um das Gefühl der ruhigen Lebensheiterkeit
wiederzuerlangen, welches Dir, ehe es durch das Nervenleiden gestört wurde, stets so gut angestanden hat.
 
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Dich und Eddy in seinem
und seiner Familie
Namen aufs herzlichste
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Latest revision as of 09:38, 14 August 2022

Strauss, Kupfer & Co., Importers, 76 & 78 Leonard Street,

New York, 11. Juli 1881

1) 1881

Mein geliebtes Weib Während ich mich hier auf Brünns Office hinsetze, um Dir zu schreiben, bist Du mindestens schon 600 Meilen von hier entfernt und hast hoffentlich das Schlimmste der Seekrankheit hinter Dir. Wenn das der Fall ist, werden wohl auch die krankhaft nervösen Stimmungen, welchen Du Dich, zu Deinem eigenen Schaden, so gern überlässest, den beruhigenden Einwirkungen einer neuen, heitern und anregenden Umgebung gewichen sein. Wenn ich nicht, im Einklang mit allen Deinen Ärzten, die entschiedene Überzeugung hegte, daß eine Reise nach Europa gerade in der Form, wie Du sie machst, daß sicherste Mittel ist, um Dir zu normalem Körper= und Gemüthszustande zu verhelfen, würde ich sie ganz gewiß nicht gestattet haben. Daß für mich selbst das Opfer dabei weit größer ist, als für Dich, habe ich Dir so viel wie möglich zu verbergen gesucht und Du hast mir dadurch, daß Du die Reise immer nur vom Standpunkt Deiner flüchtigem Gemüthswallungen betrachtest, die Sache leicht gemacht. Doch reden wir nicht mehr davon. Die Hauptsache ist, daß Du wahrscheinlich schon bei Empfang dieses Briefes eine bedeutende Wandlung Deines Gemüthslebens zu gesünderen Empfindungen erlebt haben und vielleicht sogar mit einigem Bedauern auf die peinlichen Stunden zurückblicken wirst, welche mir Deine krankhafte Erregung dafür bereitet hat, daß ich nicht nur Deinen, seit Jahren gehegten Wunsch, sondern auch das Geheiß aller Deiner Ärzte erfüllte. - Ich hoffe, daß Deinen Aufenthalt in Deutschland fleißig benutzen wirst, um das Gefühl der ruhigen Lebensheiterkeit wiederzuerlangen, welches Dir, ehe es durch das Nervenleiden gestört wurde, stets so gut angestanden hat.

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