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Illinois Staats - Zeitung,
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Hermann Raster Editor-in-Chief
Hermann Raster Editor-in-Chief.
 
Chicago, 15. Juli 1878
Montag Abend 10.10
 
Meine liebste Grethe
Du bist jetzt wahrscheinlich schon zu Bette. Ich sitze hier im Hinterparlor,
wo die Temperatur nun wenigstens auf 24° [[R?]] herunter ist(!!)
in Hosen und Hemd, habe einen großen Haufen Zeitungen vor mir, die
ich heute Abend durchgehen wollte, weil ich die Hitze morgen fürchte,
und - lasse sie liegen, weil ich an Dich denke und Dich lieber hier
hätte, als alle Zeitungen der Welt. So nehme ich denn Feder u. Papier, ohne
die geringste Idee zu haben, was ich Dir schreiben soll. 's ist wie in den
Liebesromanen, wo der Verfasser schlimmer höchst discret über das hinweggeht,
was Liebende sich zu sagen haben. Nun, in unserm Falle habe ich wenigstens
Etwas zu sagen, nämlich dies, daß ich die Kinder gesund, munter
und übermüthig heiter gefunden habe. Das Ännchen u. der Walther sind bei aller
Lustigkeit so gut und verständig geworden, daß sie aufs Wort gehorchen, - außer,
will ich hinzufügen, wenn sichs ums Klettern auf die Treppegeländer handelt denn
dabei sind sie außer Rand und Band. - Ich habe mit ihnen bis lange nach 8 Uhr auf dem Balkon
gespielt und gefunden daß bei Ihnen Alles muntere nicht durch des Gedankens Blässe
ange[[?]] Lebensheiterkeit ist, ohne eine Spur von jener nörgeligen Wider[[?]]rigkeit
und [[?]]verweigerung, die wir beim Ältesten finden ..... doch, ... entschuldige
mich; es ist jetzt 10.20 und die seit heute früh 8 Uhr aufgesparte Müdigkeit fängt an, sich geltend
zu machen (auch in meinen Schriftzügen); so will ich denn ein Viertelstündchen ruhen und ... vielleicht... morgen früh weiter schreiben

Latest revision as of 10:16, 3 August 2022

8)

Editorial Rooms of the Illinois Staats - Zeitung, Hermann Raster Editor-in-Chief.

Chicago, 15. Juli 1878 Montag Abend 10.10

Meine liebste Grethe Du bist jetzt wahrscheinlich schon zu Bette. Ich sitze hier im Hinterparlor, wo die Temperatur nun wenigstens auf 24° R? herunter ist(!!) in Hosen und Hemd, habe einen großen Haufen Zeitungen vor mir, die ich heute Abend durchgehen wollte, weil ich die Hitze morgen fürchte, und - lasse sie liegen, weil ich an Dich denke und Dich lieber hier hätte, als alle Zeitungen der Welt. So nehme ich denn Feder u. Papier, ohne die geringste Idee zu haben, was ich Dir schreiben soll. 's ist wie in den Liebesromanen, wo der Verfasser schlimmer höchst discret über das hinweggeht, was Liebende sich zu sagen haben. Nun, in unserm Falle habe ich wenigstens Etwas zu sagen, nämlich dies, daß ich die Kinder gesund, munter und übermüthig heiter gefunden habe. Das Ännchen u. der Walther sind bei aller Lustigkeit so gut und verständig geworden, daß sie aufs Wort gehorchen, - außer, will ich hinzufügen, wenn sichs ums Klettern auf die Treppegeländer handelt denn dabei sind sie außer Rand und Band. - Ich habe mit ihnen bis lange nach 8 Uhr auf dem Balkon gespielt und gefunden daß bei Ihnen Alles muntere nicht durch des Gedankens Blässe ange? Lebensheiterkeit ist, ohne eine Spur von jener nörgeligen Wider?rigkeit und ?verweigerung, die wir beim Ältesten finden ..... doch, ... entschuldige mich; es ist jetzt 10.20 und die seit heute früh 8 Uhr aufgesparte Müdigkeit fängt an, sich geltend zu machen (auch in meinen Schriftzügen); so will ich denn ein Viertelstündchen ruhen und ... vielleicht... morgen früh weiter schreiben