.MTE1Nw.ODQ4NjM: Difference between revisions

From Newberry Transcribe
Jump to navigation Jump to search
No edit summary
No edit summary
 
(22 intermediate revisions by the same user not shown)
Line 1: Line 1:
hier wieder bleich und elend
hier wieder bleich und elend aussehen wird wie der Walther, so ist
mir das schrecklich. Sonst habe ich Niemanden in Milwaukee gesehen,
wie Dauster, der sich über Deinen Brief sehr gefreut hat und gern
einmal an Dich schreiben möchte. Er sieht sehr wohl aus, hat 18 Pfund
zugenommen im letzten Jahre, ist ein fürchterlicher Philister,
der nicht mehr trinkt, nicht raucht und ärger unter dem Pantoffel
steht, wie je. Bei "Gewicht" da fällt mir ein, daß wir, Frau von
Kotzhausen und ich, uns am Samstag auf einer Fair im Austellungsgebäude
wiegen ließen auf einer prachtvollen neuen Waage,
wobei ich fand daß ich 139 Pfund wiege, also fünf Pfund in
kurzer Zeit zugenommen habe. Am Montag fuhr ich mit dem
eilf Uhr Zuge nach Hause und kam um 2 Uhr an. Ich ging bei Pietsch
vorbei doch traf ich ihn nicht und so habe ich heute am Dienstag noch
kein Geld, zum Glück aber meine Goldstücke, als Reserve.
Als ich gestern Nachmittag nach Hause kam fand ich Deinen Brief
aus New - York vor der mich durch seine trübe Stimmung
sehr wehmüthig machte. Nimm Dich doch recht zusammen, lieber
Papa, und versuche doch mal harmlos zu genießen, was Du jetzt
haben kannst, denn das große Opfer, welches wir gegenseitig
bringen, indem wir uns so lange voneinander trennen, hätte
ja keinen Zweck und wäre ganz umsonst gewesen, wenn Du
nicht gründlich Dich auffrischen und körperlich erholen würdest.
Versuche nur zu essen und versetze Dich um Gotteswillen!
nicht noch künstlich in sentimentale Stimmung. Hier geht
Alles gut, Du kannst ganz beruhigt sein und wenn
wir uns auch einsam fühlen, so schadet das nicht. Ich
brauche den Kindern nur zu sagen, daß es unserm
guten Papa nöthig ist sich einmal auszuruhen, wenn
er für uns so lange Jahre sich gequält hat und sie sind

Latest revision as of 09:23, 4 June 2022

hier wieder bleich und elend aussehen wird wie der Walther, so ist mir das schrecklich. Sonst habe ich Niemanden in Milwaukee gesehen, wie Dauster, der sich über Deinen Brief sehr gefreut hat und gern einmal an Dich schreiben möchte. Er sieht sehr wohl aus, hat 18 Pfund zugenommen im letzten Jahre, ist ein fürchterlicher Philister, der nicht mehr trinkt, nicht raucht und ärger unter dem Pantoffel steht, wie je. Bei "Gewicht" da fällt mir ein, daß wir, Frau von Kotzhausen und ich, uns am Samstag auf einer Fair im Austellungsgebäude wiegen ließen auf einer prachtvollen neuen Waage, wobei ich fand daß ich 139 Pfund wiege, also fünf Pfund in kurzer Zeit zugenommen habe. Am Montag fuhr ich mit dem eilf Uhr Zuge nach Hause und kam um 2 Uhr an. Ich ging bei Pietsch vorbei doch traf ich ihn nicht und so habe ich heute am Dienstag noch kein Geld, zum Glück aber meine Goldstücke, als Reserve. Als ich gestern Nachmittag nach Hause kam fand ich Deinen Brief aus New - York vor der mich durch seine trübe Stimmung sehr wehmüthig machte. Nimm Dich doch recht zusammen, lieber Papa, und versuche doch mal harmlos zu genießen, was Du jetzt haben kannst, denn das große Opfer, welches wir gegenseitig bringen, indem wir uns so lange voneinander trennen, hätte ja keinen Zweck und wäre ganz umsonst gewesen, wenn Du nicht gründlich Dich auffrischen und körperlich erholen würdest. Versuche nur zu essen und versetze Dich um Gotteswillen! nicht noch künstlich in sentimentale Stimmung. Hier geht Alles gut, Du kannst ganz beruhigt sein und wenn wir uns auch einsam fühlen, so schadet das nicht. Ich brauche den Kindern nur zu sagen, daß es unserm guten Papa nöthig ist sich einmal auszuruhen, wenn er für uns so lange Jahre sich gequält hat und sie sind