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Einfluß verschaffen, oder wenigstens dem von | Einfluß verschaffen, oder wenigstens dem von Nebenbuhlern das Gleichgewicht halten mußte. Und all diese mannichfaltige, durch eine endlose Reihe von Intriguen u. kleinlichen Machinationen vollends zum tollsten Wirrniß gemachte Thätigkeit mußte sich nothwendig auf die wenigen Mußestunden zusammendrängen, die mir nach meiner Arbeit für die Abendzeitung, nach Abfertigung meiner Correspondenzen für Nationalzeitung u. Augsb[[urger]]. Allgemeine, nach Abfassung von kleineren Flugschriften, oder Übersetzung von Parteidokumenten, wie eine Wahl sie mit sich bringt, noch übrig blieb. Wird es Dir unter solchen Umständen auffallend vorkommen, daß ich in diesen wenigen Monaten körperlich so erschöpft bin, als hätte ich einen kleinen Feldzug gemacht, daß mir die fortwährende Aufregung eine nervöse Unpäßlichkeit zuzog, die ich noch nicht ganz überstanden habe und daß ich herzlich froh bin, endlich die „Staatsconvention“ hinter mir zu haben? Noch zwar stehen mir 6 bittere Wochen bis zur Wahl (4. November) bevor, noch werde ich in dieser Zeit oft genug über Plack u. Qual zu seufzen haben, aber wenigstens habe ich doch nun keinen eigenen Topf mehr auf dem Feuer. Denn [[deleted: na[ch]]] die „Nomination“ (Ernennung zum Kandidaten) erhalten zu haben, ist so viel, als alle Ingredienzen eines Mahles in den Topf gebracht und diesen aufs Feuer geschoben zu haben. Ists so weit, so muß man sich ruhig aufs Glück verlassen. – Siegt, wie ich hoffe u. wünsche, meine Partei, – nun dann, wohl und gut; wird sie geschlagen, so war Alles nur Spaß u. man wischt sich den Mund. | ||
Mit | Mit dieser Generalbeichte – mag sie Dich interessiren oder nicht – mußt Du diesmal vorlieb nehmen. Meine Frau u. Schwiegermutter lassen Dich herzlich grüßen. Die kleine Mathilde hat recht gelacht – als ob sie etwas davon verstünde – als wir ihr erzählten, ihr Onkel hätte sich eingebildet, daß sie getauft wäre. Auch ich lache noch, wenn ich daran denke, gerade als hättest Du mir von der Arche Noah, oder sonstigen sündfluthlichen Dingen gesprochen. Dein Bruder Hermann. |
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Einfluß verschaffen, oder wenigstens dem von Nebenbuhlern das Gleichgewicht halten mußte. Und all diese mannichfaltige, durch eine endlose Reihe von Intriguen u. kleinlichen Machinationen vollends zum tollsten Wirrniß gemachte Thätigkeit mußte sich nothwendig auf die wenigen Mußestunden zusammendrängen, die mir nach meiner Arbeit für die Abendzeitung, nach Abfertigung meiner Correspondenzen für Nationalzeitung u. Augsburger. Allgemeine, nach Abfassung von kleineren Flugschriften, oder Übersetzung von Parteidokumenten, wie eine Wahl sie mit sich bringt, noch übrig blieb. Wird es Dir unter solchen Umständen auffallend vorkommen, daß ich in diesen wenigen Monaten körperlich so erschöpft bin, als hätte ich einen kleinen Feldzug gemacht, daß mir die fortwährende Aufregung eine nervöse Unpäßlichkeit zuzog, die ich noch nicht ganz überstanden habe und daß ich herzlich froh bin, endlich die „Staatsconvention“ hinter mir zu haben? Noch zwar stehen mir 6 bittere Wochen bis zur Wahl (4. November) bevor, noch werde ich in dieser Zeit oft genug über Plack u. Qual zu seufzen haben, aber wenigstens habe ich doch nun keinen eigenen Topf mehr auf dem Feuer. Denn [[deleted: na[ch]]] die „Nomination“ (Ernennung zum Kandidaten) erhalten zu haben, ist so viel, als alle Ingredienzen eines Mahles in den Topf gebracht und diesen aufs Feuer geschoben zu haben. Ists so weit, so muß man sich ruhig aufs Glück verlassen. – Siegt, wie ich hoffe u. wünsche, meine Partei, – nun dann, wohl und gut; wird sie geschlagen, so war Alles nur Spaß u. man wischt sich den Mund. Mit dieser Generalbeichte – mag sie Dich interessiren oder nicht – mußt Du diesmal vorlieb nehmen. Meine Frau u. Schwiegermutter lassen Dich herzlich grüßen. Die kleine Mathilde hat recht gelacht – als ob sie etwas davon verstünde – als wir ihr erzählten, ihr Onkel hätte sich eingebildet, daß sie getauft wäre. Auch ich lache noch, wenn ich daran denke, gerade als hättest Du mir von der Arche Noah, oder sonstigen sündfluthlichen Dingen gesprochen. Dein Bruder Hermann.