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in welchem außer uns nur noch eine aus Mann, Frau und Kind bestehende amerikanische Familie wohnt. Es ist aber in der That nur ein Häuschen, nicht ein Haus nach deutschen Begriffen. Um Dir eine Vorstellung von der enormen Höhe der hiesigen Miethpreise zu geben, will ich Dir sagen, daß wir jährlich 150 Dollars oder 212 preuß. Thaler Miethe geben. Dafür haben wir im Erdgeschoß ein großes Wohn- oder Besuchzimmer (Putzstube nennt man es ja wohl bei Euch), daranstoßend zwei Schlafräume und dann ein Souterrain, das man als Küche, zugleich aber auch für gewöhnlich als Wohnzimmer benutzt, da es ganz wie ein solches eingerichtet ist. Dazu noch ein kleiner Keller und die ganze Wohnung ist fertig. – Man kann freilich etwas billiger wohnen, wenn man noch weiter hinauf nach dem oberen Stadttheil zieht, doch dann hat man das Umständliche, daß man nach seinem Geschäftslokale fahren muß, was zwar keine große Ausgabe ist (2 1/2 Dollar im Monat), aber doch mancherlei Unannehmlichkeiten und Unbequemlichkeiten hat, welche durch die, doch nicht sehr bedeutende Billigkeit der Wohnung nicht aufgehoben werden. – Jetzt habe ich [[deleted: von]] nach meinem Bureau 20 bis 25 Minuten zu gehen und dieser Weg, jeden Tag hin und zurück gegangen, trägt nicht wenig zur Erhaltung meiner Gesundheit bei, die sonst unter der Stubensitzerei wohl leiden würde.
in welchem außer uns nur noch eine aus Mann, Frau und Kind bestehende amerikanische Familie wohnt. Es ist aber in der That nur ein Häuschen, nicht ein Haus nach deutschen Begriffen. Um Dir eine [[corrected from: einen]] Vorstellung von der enormen Höhe der hiesigen Miethpreise zu geben, will ich Dir sagen, daß wir jährlich 150 Dollars oder 212 preuß. Thaler Miethe geben. Dafür haben wir im Erdgeschoß ein großes Wohn- oder Besuchzimmer (Putzstube nennt man es ja wohl bei Euch), daranstoßend zwei Schlafkammern und dann ein Souterrain, das man als Küche, zugleich aber auch für gewöhnlich als Wohnzimmer benutzt, da es ganz wie ein solches eingerichtet ist. Dazu noch ein kleiner Keller und die ganze Wohnung ist fertig. – Man kann freilich etwas billiger wohnen, wenn man noch weiter hinauf nach dem oberen Stadttheil zieht, doch dann hat man das Umständliche, daß man nach seinem Geschäftslokale fahren muß, was zwar keine große Ausgabe ist (2 1/2 Doll. im Monat), aber doch mancherlei Unannehmlichkeiten und Unbequemlichkeiten hat, welche durch die, doch nicht sehr bedeutende Billigkeit der Wohnung nicht aufgehoben werden. – Jetzt habe ich [[deleted: von]] nach meinem Bureau 20 bis 25 Minuten zu gehen und dieser Weg, jeden Tag hin und zurück gegangen, trägt nicht wenig zur Erhaltung meiner Gesundheit bei, die sonst unter der Stubensitzerei wohl leiden würde.
Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Dir im vorigen Jahre so ausführlich über meine äußerlichen Verhältnisse geschrieben, daß ich dazu kaum noch etwas nachzutragen habe. Mein Gehalt von der Zeitung beträgt jetzt 780 Doll.; für Zeitungscorrespondenzen nach Deutschland verdiene ich noch ungefähr 140 bis 150 Dollars und gelegentliche kleine Nebeneinnahmen für Übersetzungen u. dgl., über die ich keine spezielle Rechnung führe, mögen wohl im Laufe des Jahres das Tausend voll machen. Daß aber diese Summe bei den hiesigen Verhältnissen bei weitem nicht so viel ist, als sie bei Euch sein würde, habe ich Dir wohl auch schon gesagt.
Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Dir im vorigen Jahre so ausführlich über meine äußerlichen Verhältnisse geschrieben, daß ich dazu kaum noch etwas nachzutragen habe. Mein Gehalt von der Zeitung beträgt jetzt 780 Doll.; für [[deleted: C]] Zeitungscorrespondenzen nach Deutschland verdiene ich noch ungefähr 140 bis 150 Dollars und gelegentliche kleine Nebeneinnahmen für Übersetzungen u. dgl., über die ich keine spezielle Rechnung führe, mögen wohl im Laufe des Jahres das Tausend voll machen. Daß aber diese Summe bei den hiesigen Verhältnissen bei weitem nicht so viel ist, als sie bei Euch sein würde, habe ich Dir wohl auch schon gesagt.
Immerhin sind wir damit zufrieden u fühlen uns glücklich, wenn auch zuweilen der Anblick des unmenschlichen Reichthums, den es hier giebt,
Immerhin sind wir damit zufrieden u fühlen uns glücklich, wenn auch zuweilen der Anblick des unmenschlichen Reichthums, den es hier giebt,

Latest revision as of 20:41, 18 April 2020

in welchem außer uns nur noch eine aus Mann, Frau und Kind bestehende amerikanische Familie wohnt. Es ist aber in der That nur ein Häuschen, nicht ein Haus nach deutschen Begriffen. Um Dir eine corrected from: einen Vorstellung von der enormen Höhe der hiesigen Miethpreise zu geben, will ich Dir sagen, daß wir jährlich 150 Dollars oder 212 preuß. Thaler Miethe geben. Dafür haben wir im Erdgeschoß ein großes Wohn- oder Besuchzimmer (Putzstube nennt man es ja wohl bei Euch), daranstoßend zwei Schlafkammern und dann ein Souterrain, das man als Küche, zugleich aber auch für gewöhnlich als Wohnzimmer benutzt, da es ganz wie ein solches eingerichtet ist. Dazu noch ein kleiner Keller und die ganze Wohnung ist fertig. – Man kann freilich etwas billiger wohnen, wenn man noch weiter hinauf nach dem oberen Stadttheil zieht, doch dann hat man das Umständliche, daß man nach seinem Geschäftslokale fahren muß, was zwar keine große Ausgabe ist (2 1/2 Doll. im Monat), aber doch mancherlei Unannehmlichkeiten und Unbequemlichkeiten hat, welche durch die, doch nicht sehr bedeutende Billigkeit der Wohnung nicht aufgehoben werden. – Jetzt habe ich deleted: von nach meinem Bureau 20 bis 25 Minuten zu gehen und dieser Weg, jeden Tag hin und zurück gegangen, trägt nicht wenig zur Erhaltung meiner Gesundheit bei, die sonst unter der Stubensitzerei wohl leiden würde. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Dir im vorigen Jahre so ausführlich über meine äußerlichen Verhältnisse geschrieben, daß ich dazu kaum noch etwas nachzutragen habe. Mein Gehalt von der Zeitung beträgt jetzt 780 Doll.; für deleted: C Zeitungscorrespondenzen nach Deutschland verdiene ich noch ungefähr 140 bis 150 Dollars und gelegentliche kleine Nebeneinnahmen für Übersetzungen u. dgl., über die ich keine spezielle Rechnung führe, mögen wohl im Laufe des Jahres das Tausend voll machen. Daß aber diese Summe bei den hiesigen Verhältnissen bei weitem nicht so viel ist, als sie bei Euch sein würde, habe ich Dir wohl auch schon gesagt. Immerhin sind wir damit zufrieden u fühlen uns glücklich, wenn auch zuweilen der Anblick des unmenschlichen Reichthums, den es hier giebt,