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Chicago, Sonntag, 30 Oktober Abend 10 Uhr
Meine Liebste
Der erste heitere Tag, welchen ich seit Deiner Abreise heute hatte, ist mir schließlich zum traurigsten geworden. Als ich heute Aufstand, sagte ich den Kindern: "Dies ist der letzte Sonntag, welchen die Mutter in Deutschland zubringt; am Mittwoch reist sie ab und heute über drei Wochen ist und ißt sie mit uns." - In dieser Erwartung ging ich nach der Office, telegraphirte indessen doch der Sicherheit halber um 9 3/4 Uhr an Dich: "Name Steamer State." Dieses Telegramm hat sich mit dem Deinigen gekreuzt, welches Nachmittag hier eintraf und mir zu Hotz's hinübergebracht wurde, wo ich zu Tische war, um die volle Genesung der Frau Peter Schüttler feiern zu helfen. Aber auch die direkte Antwort auf meine Anfrage von heute früh (Lessing) traf am Abend 10 Uhr ein, - beiläufig, bis jetzt der schnellste Dampfer=Austausch.
Nun weiß ich also bestimmt, daß ich Dich erst zwei Wochen später zu erwarten habe, als worauf ich mit vollster Bestimmtheit gerechnet hatte. Das ist mir ein schwerer, schwerer Schlag. Noch zwei Wochen länger in dieser ? selbstmörderischen Stimmung ausharren zu sollen, ist greulich. - Nöthig wäre es wohl nicht gewesen, wenn Du um die Zeit, wo Du mir telegraphirtest Return beginning November gleich
top of page; written upside down: 31. Oktober Ich wollte den Brief erst nach Dessau schicken, aber es fällt mir ein, daß dadurch 24 Stunden verloren gehen würden. Schicke ich ihn nach Hamburg, so erhältst Du ihn an Bord. Ein Unglück wäre es ja nicht, wenn er zu spät käme. Ich habe einen so greulichen Schnupfen, daß ich kaum aus den Augen sehen kann. Auch Morgens Pflock top of page; written upside down