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das sie je gelesen. Vielleicht ändert sich diese Meinung wenn sie  
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erst tiefer in den Rattenfänger eingedrungen ist, von dem sie gestern
erst tiefer in den Rattenfänger eingedrungen ist, von dem sie gestern
Abend 16 Seiten las
Abend 16 Seiten las. - Der arme Eddy begleitet Dich, wie ich aus dem
Telegramm ersehe, nicht nach der Schweiz, sondern ist in Steglitz. Nun,
vielleicht ist ihm Kinder = Umgang lieber, als Bergklettern. Es thut mir
schrecklich leid, daß ihm, wie ich aus Deinen Briefen ersehe, die
Reise, von der ich mir so viel Genuß für ihn versprochen hatte,
so schlecht bekommen ist. - Er gehört eben doch nach dem Lande seiner
Geburt und es wäre ein vergebliches Bemühen, ihm seines Vaters Land
[als] zum Vaterland zu machen.
 
Mit Rücksicht auf die Möglichkeit, daß Du erst im Frühjahr zurückkehren
würdest, hatte ich die im Hause nöthigen Ausbesserungen verschoben,
sie aber nun doch in Angriff genommen. Es ist denn doch weit mehr, als man
gedacht hatte - und wird wohl 4 Wochen in Anspruch nehmen, wenn Alles so
werden soll, daß Du Deine Freude daran hast.
 
Der letzte Brief, welchen ich von Dir habe, ist noch immer der vom
30. August und er liegt mir auch noch in allen Gliedern. Mehr als je sehe ich ein,
daß es ein großer Fehler von mir war, Stimmungen zu Papier zu bringen und Dich damit zu
peinigen. Daß ich fortan diesen Fehler zu vermeiden suchen werde, Beweise Dir der vorliegende
Brief. - Alle Deine Briefe habe ich Dutzendmal gelesen, aber den vom 30. August nur einmal
und getraue mich auch nicht, ihn noch einmal zu lesen. - Alle meine Gedanken, all mein Sinnen und Sehnen
gelten Dir. Aber mündlich ist besser als schriftlich.
Dein Alter

Latest revision as of 19:45, 14 November 2022

flanellenen Winter = Nachtkleider anzuprobiren. Eben war er bei mir auf der Office, munter, fidel und sogar - eine Seltenheit bei ihm - mit rothen Backen. - Daß sie nicht an Dich denken, brauchst Du nicht zu fürchten; als wir neulich Hühner aßen und sie mit dem Wunschknöchelchen spielten, ergab sich, daß beide den Wunsch hatten, Du möchtest noch in diesem Herbst wiederkommen, und sich darum stritten, wessen Wunsch den Vorrang haben solle, da in dem Spiele die beiden Theile Verschiedenes wünschen müssen. Schmökerfickchen hat nach Betty u. Toms nun auch die Schwanenjungfrau verschlungen und ist entzückt davon. Sie hält es für das "schönste Buch", das sie je gelesen. Vielleicht ändert sich diese Meinung wenn sie erst tiefer in den Rattenfänger eingedrungen ist, von dem sie gestern Abend 16 Seiten las. - Der arme Eddy begleitet Dich, wie ich aus dem Telegramm ersehe, nicht nach der Schweiz, sondern ist in Steglitz. Nun, vielleicht ist ihm Kinder = Umgang lieber, als Bergklettern. Es thut mir schrecklich leid, daß ihm, wie ich aus Deinen Briefen ersehe, die Reise, von der ich mir so viel Genuß für ihn versprochen hatte, so schlecht bekommen ist. - Er gehört eben doch nach dem Lande seiner Geburt und es wäre ein vergebliches Bemühen, ihm seines Vaters Land [als] zum Vaterland zu machen.

Mit Rücksicht auf die Möglichkeit, daß Du erst im Frühjahr zurückkehren würdest, hatte ich die im Hause nöthigen Ausbesserungen verschoben, sie aber nun doch in Angriff genommen. Es ist denn doch weit mehr, als man gedacht hatte - und wird wohl 4 Wochen in Anspruch nehmen, wenn Alles so werden soll, daß Du Deine Freude daran hast.

Der letzte Brief, welchen ich von Dir habe, ist noch immer der vom 30. August und er liegt mir auch noch in allen Gliedern. Mehr als je sehe ich ein, daß es ein großer Fehler von mir war, Stimmungen zu Papier zu bringen und Dich damit zu peinigen. Daß ich fortan diesen Fehler zu vermeiden suchen werde, Beweise Dir der vorliegende Brief. - Alle Deine Briefe habe ich Dutzendmal gelesen, aber den vom 30. August nur einmal und getraue mich auch nicht, ihn noch einmal zu lesen. - Alle meine Gedanken, all mein Sinnen und Sehnen gelten Dir. Aber mündlich ist besser als schriftlich. Dein Alter