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Nach alle dem, was Du mir von dortigen Preisen schreibst,
Nach alle dem, was Du mir von dortigen Preisen schreibst,
sollte doch das auf 3 Monate recht gut reichen, und zwar  
sollte doch das auf 3 Monate recht gut reichen, und zwar  
nicht bloß zum "brand"
nicht bloß zum "brand", sondern auch zu allen nöthigen
Anschaffungen und Rheinreise. Es ist ja nach der Rate von 6480 pr. Thaler
pro Jahr, d. h. [doppelt] um die Hälfte mehr, als der Minister
Larisch Gehalt hatte. Wenn der seinen Haushalt
damit hat betreiben können, sollte doch wohl auch eine
Frau mit einem 10jährigen Jungen davon leben können
Was mich positiv verdrießt, ist, daß Du in fast jedem
Deiner Briefe thust, als ob Du drüben nur wie ein
armes Schindluderchen leben könntest, Dir alles Mögliche
verkneipen müsstest u. s. w. - Den Teufel auch, das ist
nicht so und soll nicht so sein; Du kannst mich dadurch
nicht täuschen, wohl aber ärgern. - Das Einzige, was mich
an der Geldangelegenheit [[?]]lich verdrossen hat, war
die ganz unbegründete Thorheit, auf einen Ruck doppelt so
viel zu ziehen, als Du in den nächsten 4 Wochen zu brauchen
gedachtest; aber dieser Verdruß bezog sich nur auf die kindische
Unbeholfenheit, die ich darin zu finden glaubte, nicht auf
das Geld selbst. Der Creditbrief war auf die Voraussetzung ausgestellt,
daß Du ungefähr 500 preuß. Thaler den Monat
brauchen würdest, und daß trifft ja bis jetzt auch ein. Aber wenn
Du eben mehr brauchst, nun so schreibst, oder telegraphirst
Du, oder ziehst einfach einen Wechsel auf mich, den Dir ja
wohl Sonnenthal abkaufen wird (gleichviel zu welchem - fristlichen
Diskont) und die Sache ist gemacht. Ich will nicht, daß Du Dir
Sorgen machst, die zu machen ich Dir zugemuthet habe
und mir sie nachher wo möglich noch als ein großes Verdienst, oder
Opfer anrechnest. - Kaufe Alles, was Du Dir mitbringen willst, Kleider,
Porzellan, dummes Zeug pp.- ; nur schmuggele nicht.
 
So; da habe ich nun doch aus Nichts einen Brief fertig gebracht, ohne
auf meine Stimmungen einzugehen, die jämmerlich sind. Schon deshalb weil,
während ich mich so schwermüthig wie möglich fühle, doch mein Körpergewicht
nicht ab= sondern zunimmt
 
H R.

Latest revision as of 10:46, 2 November 2022

Nach alle dem, was Du mir von dortigen Preisen schreibst, sollte doch das auf 3 Monate recht gut reichen, und zwar nicht bloß zum "brand", sondern auch zu allen nöthigen Anschaffungen und Rheinreise. Es ist ja nach der Rate von 6480 pr. Thaler pro Jahr, d. h. [doppelt] um die Hälfte mehr, als der Minister Larisch Gehalt hatte. Wenn der seinen Haushalt damit hat betreiben können, sollte doch wohl auch eine Frau mit einem 10jährigen Jungen davon leben können Was mich positiv verdrießt, ist, daß Du in fast jedem Deiner Briefe thust, als ob Du drüben nur wie ein armes Schindluderchen leben könntest, Dir alles Mögliche verkneipen müsstest u. s. w. - Den Teufel auch, das ist nicht so und soll nicht so sein; Du kannst mich dadurch nicht täuschen, wohl aber ärgern. - Das Einzige, was mich an der Geldangelegenheit ?lich verdrossen hat, war die ganz unbegründete Thorheit, auf einen Ruck doppelt so viel zu ziehen, als Du in den nächsten 4 Wochen zu brauchen gedachtest; aber dieser Verdruß bezog sich nur auf die kindische Unbeholfenheit, die ich darin zu finden glaubte, nicht auf das Geld selbst. Der Creditbrief war auf die Voraussetzung ausgestellt, daß Du ungefähr 500 preuß. Thaler den Monat brauchen würdest, und daß trifft ja bis jetzt auch ein. Aber wenn Du eben mehr brauchst, nun so schreibst, oder telegraphirst Du, oder ziehst einfach einen Wechsel auf mich, den Dir ja wohl Sonnenthal abkaufen wird (gleichviel zu welchem - fristlichen Diskont) und die Sache ist gemacht. Ich will nicht, daß Du Dir Sorgen machst, die zu machen ich Dir zugemuthet habe und mir sie nachher wo möglich noch als ein großes Verdienst, oder Opfer anrechnest. - Kaufe Alles, was Du Dir mitbringen willst, Kleider, Porzellan, dummes Zeug pp.- ; nur schmuggele nicht.

So; da habe ich nun doch aus Nichts einen Brief fertig gebracht, ohne auf meine Stimmungen einzugehen, die jämmerlich sind. Schon deshalb weil, während ich mich so schwermüthig wie möglich fühle, doch mein Körpergewicht nicht ab= sondern zunimmt

H R.