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Fast fühle ich mich nun beschämt darüber, daß ich Dir so oft und so ausführlich  
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geschrieben habe. Es wird Dir das beinahe kindlich vorgekommen sein, und war es  
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wohl auch. Nun, Du hast Dich ja dadurch vor Langeweile schützen können,
wohl auch. Nun, Du hast Dich ja dadurch vor Langeweile schützen können, daß Du
die langen Geschreibsel gar nicht ganz durchgelesen hast. Fortan will ich vorsichtiger
sein, Dich nicht allzuoft in Deinem Vergnügen stören und nur so oft schreiben,
als ich Brief von Dir erhalte; auch dann mich auf solche sachliche Mittheilungen
beschränken, für die ich bei Dir Interesse voraussetzen kann.
 
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nicht, wie ich irrthümlich angenommen habe, 5 1/2 sondern
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100 Längengrade von Chicago liegt, was 400 Minuten,
oder 6 Stunden 40 Minuten ausmacht. Das Bremer Telegramm,
welches Du dort, wie Du schreibst, um [Mittag] 5 Uhr abgeschickt hast, habe ich
[erst] um 4 Uhr N. M. erhalten, es hat also über 5 [10] Stunden gebraucht; Dein
Franzensbader Telegramm, das Du um 10.30 abgeschickt hast, 8 Stunden, da ich es um 11.20 Vormitt. am 8. erhielt [[/top of page; written upside down]]
 
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betrug nur etwas über 43 Doll. bis
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Du u. Eddy hier wart 3 Doll. per Tag, nachher
für mich allein $1.50. - Die Rechnung von
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12)

Editorial Rooms of the Illinois Staats = Zeitung.

Hermann Raster, Editor-in-Chief.

Chicago, 11. August 1881

Nun kann es doch wohl nicht mehr die Post sein, auf welche die Schuld dafür fällt, daß ich seit der flüchtigen Postkarte vom 23. Juli (die gleichzeitig mit dem Bremer Briefe hier eintraf) noch keine weitere Mittheilung aus Dessau von Dir habe. Vor mir liegen Wiener Zeitungen vom Abend des 29. Juli. Hast Du denn in 5 oder 6 Tagen keine halbe Stunde Zeit gefunden, um mir zu schreiben? - Ich hatte Dir prophezeit, daß wenn Du nur erst drüben wärst, Du uns bald vergessen würdest; aber ich muß gestehen, daß ich in diesem Falle gern auf die Genugthuung, richtig prophezeit zu haben, verzichtet hätte. Indessen, wozu mich beklagen? Der Zweck Deiner Reise war ja, daß Du gesunden und Dich vergnügen, nicht daß Du mir durch fleißiges Briefschreiben Freude bereiten solltest. Hatte ich im Stillen gehofft, daß dies doch geschehen wäre, so war das meine eigene Schuld; ich müßte ja die fabelhafte Leichtigkeit, womit bei Dir Eindrücke wechseln und Deine Unempfänglichkeit für sentimentale Betrachtungen längst kennen.

Fast fühle ich mich nun beschämt darüber, daß ich Dir so oft und so ausführlich geschrieben habe. Es wird Dir das beinahe kindlich vorgekommen sein, und war es wohl auch. Nun, Du hast Dich ja dadurch vor Langeweile schützen können, daß Du die langen Geschreibsel gar nicht ganz durchgelesen hast. Fortan will ich vorsichtiger sein, Dich nicht allzuoft in Deinem Vergnügen stören und nur so oft schreiben, als ich Brief von Dir erhalte; auch dann mich auf solche sachliche Mittheilungen beschränken, für die ich bei Dir Interesse voraussetzen kann.

bottom of page; written upside down: Wenn Du bis zum 21. Juli über 60 Mark Trinkgeld bezahlt hast, hast Du sehr leichtsinnig gehandelt und gerade doppelt so viel, wie anständig ist, bezahlt. Der Stewardess 20, dem Kellner 10 Mark ist das Richtige und ganz anständig. Bierbrauer mögen mehr zahlen /bottom of page; written upside down

top of page; written upside down: Der Zeitunterschied zwischen dort und hier ist übrigens nicht, wie ich irrthümlich angenommen habe, 5 1/2 sondern 6 2/3 Stunde, da Dessau, und auch Franzensbad genau 100 Längengrade von Chicago liegt, was 400 Minuten, oder 6 Stunden 40 Minuten ausmacht. Das Bremer Telegramm, welches Du dort, wie Du schreibst, um [Mittag] 5 Uhr abgeschickt hast, habe ich [erst] um 4 Uhr N. M. erhalten, es hat also über 5 [10] Stunden gebraucht; Dein Franzensbader Telegramm, das Du um 10.30 abgeschickt hast, 8 Stunden, da ich es um 11.20 Vormitt. am 8. erhielt /top of page; written upside down

top of page; written upside down: Meine Rechnung im Belvedere Hotel betrug nur etwas über 43 Doll. bis Montag Abend. - Für das Zimmer, so lange Du u. Eddy hier wart 3 Doll. per Tag, nachher für mich allein $1.50. - Die Rechnung von Busches? ist zu schauderhaft. Freilich haben sie auch immer auf ihrem Zimmer gegessen, was die Sache sehr vertheuerte und wer weiß, wie viel Wein und Extras dabei waren, doch auch alles in ? gebracht ists scheußlich. /top of page; written upside down