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New York, 4. Dezember 1857
New York, 4. Dezember 1857


Lieber Bruder!
Lieber Bruder,
 
Deinen Brief vom 15. Nov. nebst Einlage von [[Keßler?]], habe ich vorgestern,
vier Tage nach dem von A. Köppe erhalten. Die Geschichte mit
der Vermögenstheilung ist mir, wie Du Dir leicht denken kannst, in hohem
Grade verdrießlich. Abgesehen von allen etwaigen Verlusten an den Coursen
büße ich dadurch ungefähr [[?]]hundert Dollars ein. Ich hatte nämlich in
Erwartung des Geldes schon vor mehreren Wochen Missourier Sechsprozentige
(die kleinsten [[?]] davon sind $2000) zu 56 behandelt und es stehen
diese Papiere jetzt 79 à 80, ein Cours über den sie sich nicht so leicht
erheben werden. Ich habe das Geld nicht baar verloren, denn ich hatte keinen
Differenzschwindel gemacht, sondern einfach mit einem befreundeten Broker
abgemacht, daß ich das Papier bis dann u. dann haben solle, wenn ich bis dahin
das Geld habe, wo nicht nicht. Doch so oder so, der Verlust ist darum nicht
weniger voll. Meine eigenen geringen Ersparnisse, die zu dem Geschäfte
wohl ausgereicht hätten, waren zu der Zeit nicht flüssig zu machen.
Nun, es hat eben nicht sein sollen. Jedenfalls kommt eine so günstige
Gelegenheit, wie diejenige, die sich während unserer Krisis bot, in den
ersten 20 Jahren nicht wieder. Hätte unser Vater nicht die verfluche
Idee mit dem Zusammenhalten seiner lumpigen paar Tausend Thaler
gehabt, und wäre namentlich Gast nicht so infam gemein gegen

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New York, 4. Dezember 1857

Lieber Bruder,

Deinen Brief vom 15. Nov. nebst Einlage von Keßler?, habe ich vorgestern, vier Tage nach dem von A. Köppe erhalten. Die Geschichte mit der Vermögenstheilung ist mir, wie Du Dir leicht denken kannst, in hohem Grade verdrießlich. Abgesehen von allen etwaigen Verlusten an den Coursen büße ich dadurch ungefähr ?hundert Dollars ein. Ich hatte nämlich in Erwartung des Geldes schon vor mehreren Wochen Missourier Sechsprozentige (die kleinsten ? davon sind $2000) zu 56 behandelt und es stehen diese Papiere jetzt 79 à 80, ein Cours über den sie sich nicht so leicht erheben werden. Ich habe das Geld nicht baar verloren, denn ich hatte keinen Differenzschwindel gemacht, sondern einfach mit einem befreundeten Broker abgemacht, daß ich das Papier bis dann u. dann haben solle, wenn ich bis dahin das Geld habe, wo nicht nicht. Doch so oder so, der Verlust ist darum nicht weniger voll. Meine eigenen geringen Ersparnisse, die zu dem Geschäfte wohl ausgereicht hätten, waren zu der Zeit nicht flüssig zu machen. Nun, es hat eben nicht sein sollen. Jedenfalls kommt eine so günstige Gelegenheit, wie diejenige, die sich während unserer Krisis bot, in den ersten 20 Jahren nicht wieder. Hätte unser Vater nicht die verfluche Idee mit dem Zusammenhalten seiner lumpigen paar Tausend Thaler gehabt, und wäre namentlich Gast nicht so infam gemein gegen