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Latest revision as of 19:45, 3 June 2022
Chicago d.13ten Mai 1870
Es dünkt mich eine Ewigkeit, meine Geliebten, seitdem ich nicht an Euch geschrieben und doch sind kaum 14 Tage vergangen, daß ich ausführlichen Bericht über mein und allseitiges Wohlergehen nach Hause gesandt. Hoffentlich habt Ihr in diesem Tagen den candy erhalten und bin ich begierig, ob derselbe einigermaßen kenntlich und genießbar nach Dessau gelangt ist. Der Überbringer ist mir zwar selbst unbekannt, doch hoffe ich er wird den übernommenen Auftrag eifrig ausführen. Was mich speciell betrifft, mein liebes Muttchen, so brauchst Du Dich durchaus nicht zu ängstigen. Ich wünschte es ginge Euch so wohl und Ihr, meine Geliebten, könntet daß Glück theilen das mir beschieden. Platz haben wir ja in Hülle und Fülle und welch ein schönes Schlafstubenset würden wir für solch lieben, lieben Besuch kaufen. Doch für's Erste habe ich jetzt immer zurückzuhalten damit nicht zu viel auf ein Mal angeschafft wird, denn wenn es auch nicht über unsere Mittel ginge so ist es doch hübscher nach und nach anzuschaffen, als Alles auf ein Mal. Doch um zur Beschreibung unseres Hauses, wo ich, wie mein Mann sagt, als Bienenkönigin residire und wirklich so verhätschelt werde, wie eine solche
[text on top of page, written upside down:] Was Mathilde betrifft, so hat sie nichts als die Schreibfaulheit, was Einem in ihren Jahren und wenn man älter ist, leicht passiren kann, sie sendet tausend Grüße [/text on top of page, written upside down]